
Theo wird alt
Uraufführung auf Luxemburgisch - DEA frei
Ausgrenzung der Alten, Ausbeutung der Migranten, eine Gesellschaft, die sich die Hände in Unschuld wäscht.
Alter:
Erwachsene
Personen:
ab 4 Personen
3D, 3H
Dauer:
Abendfüllend
Uraufführung:
Oktober 2017
dentheater.lu, Luxemburg
Uraufführung auf Luxemburgisch unter dem Titel DEN THÉID GËTT AL. Deutschsprachige Erstaufführung frei.
Theo muss nach einem Krankenhausaufenthalt in eine kleine Wohnung übersiedeln. Das Haus war nach Meinung seiner Tochter Anja zu groß und wurde verkauft. Seit dem Tod der Mutter entscheiden Anja und ihr Mann Georg alles über Theos Kopf hinweg. Gefragt wird er nicht. Für seine Modelleisenbahn ist hier kein Platz. Nicht einmal sein geliebtes Sofa durfte er mitnehmen. Dafür hat er eine Spülmaschine, die er nicht will. Theo redet kein Wort mehr, er verweigert jede Antwort. Anja befürchtet das Schlimmste und möchte den Vater sofort in ein Heim stecken.
Die Psychologin Sophie Kaiser, eine ehemalige Schulkollegin von Theos Enkel Paul, schließt kognitive Störungen aus. Körperlich sei Theo, bis auf seine Hüfte, topfit. Mit ein wenig Unterstützung seitens der Familie könne er durchaus alleine wohnen. Das riecht nach unangenehmer Arbeit. Schnell muss eine 24-Stunden-Hilfe organisiert werden. Aber natürlich soll sie wenig kosten. Georg macht sich auf die Suche. Vor einem Flüchtlingsheim redet er die vermeintlich Asylsuchende Afif an. Er bringt sie zu Theo.
Afif ist so stumm wie Theo. Dass sie alles versteht, ahnt niemand. Afif ist nicht aus Syrien oder Afghanistan, wie Georg annimmt, sondern sie ist hier geboren. Ihre Eltern stammen aus Ex-Jugoslawien. Sie ist zwar kein Flüchtling, aber sie weiß, wie sich Ablehnung anfühlt. Afif hat nur Arbeit gesucht. Sie wollte sich im Flüchtlingsheim bewerben. Sie braucht Geld für ihr Kind, das sie nach einer Vergewaltigung bekommen hat. Georg hielt sie irrtümlicherweise für eine Bewohnerin des Heims.
Der ehemalige Ausländerhasser Theo und Afif schließen eine stumme Partnerschaft. Sowohl von Georg als auch von Paul wird Afif bedrängt. Paul tut es aus gekränkter Eitelkeit, weil Sophie ihn wie in Schulzeiten abblitzen lässt, Georg aus Machtgefühlen. Theo bricht sein Schweigen. Als Sophie Kaiser Afif in Theos Wohnung entdeckt, greift sie ordentlich durch. Sie erfährt von Afifs wahrer Identität, kümmert sich um ihre Angelegenheiten und zwingt Anja und Georg zu einem offiziellen Vertrag für „Afif“ als Heimhilfe. Doch „Afif“ verschwindet. Und Theo soll endgültig ins Altenheim. Doch das weiß „Afif“ zu verhindern…
Dass ich hier mit einer Ausländerin sitze, die mich besser versteht, als meine Familie es je getan hätte…
Vertriebene im eigenen Land! Raoul Biltgen zielt auf Ausbeutung und Ausgrenzung. Die Alten sollen abgeschoben werden. Flüchtlinge und MigrantInnen sollen unterbezahlt jene Arbeit leisten, für die sich unsere Gesellschaft zu gut ist. Doch es gibt auch Zivilcourage. Und mit ein wenig Hilfe schlagen die Ausgebeuteten und Ausgegrenzten einen neuen Weg ein und finden eine gemeinsame Sprache.
Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag