Phalli
Drei Männer. Drei Penisse. Sie reden darüber. Eine Entlarvung der Oberflächlichkeit männlichen Denkens.
Empfohlen ab 18
Alter:
Erwachsene
Personen:
2 - 3 Personen
3H
Dauer:
Abendfüllend
Uraufführung:
März 2010
Plaisiranstalt / TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße, Wien
Drei Männer. Drei Penisse. Sie reden darüber.
In Zeiten der sexuellen Überflutung durch TV und Internet residiert in den Schlafzimmern biederste Schamhaftigkeit. Besonders Männer verstecken sich gerne hinter der Annahme, derbe Witze und alkoholgetränkte Pseudogespräche wären zur Behandlung des Themas genug.
Nicht so diese drei. Sie wollen mit Vorurteilen und Geheimniskrämereien aufräumen. In ihrem so informativen wie vergnüglichen Abend reden sie von Vor- und Nachteilen der Selbstbefriedigung, über die empfehlenswertesten Techniken des Blowjobs bis zum ewigen Thema Schwanzlängen. Sie reden einfach über alles.
Und noch ein wenig mehr.
Drei Männer reden über ihr Gehänge. So einfach und zugleich so eindringlich kann moderne Dramaturgie sein. Denn dass an einem solchen Abend weit mehr als nur ein paar nullachtfünfzehn-Tipps zum Umgang mit dem Genital vermittelt werden, davon kann und muss man ausgehen.
Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag
„Es ist eine Art öffentliches Verführen. Das Publikum darf dabei sein, wenn die Protagonisten ihre Figuren immer komplexer entwickeln und sich nach und nach entblößen. Sie machen transparent was Männer wirklich begehren und verleihen den Anstrich des Natürlichen und Normalen. Man hat das Gefühl, es wäre eine ins Metaphysische überlappende Lehrveranstaltung für Verhaltensforscher.
Juliane Auerböck, Kulturfokus.at
Eine Meisterleistung der Plaisieranstalt und doch eines der merkwürdigsten Performances, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Ein amüsantes und überzeugendes Stück im wahrsten Sinne des Wortes, dessen Text und Handlung sehr eindrucksvoll sind, so dass die 60 Minuten wie im Fluge vergehen.
Sehr empfehlenswert!“
zur Uraufführungsinszenierung durch die Plaisiranstalt
„Glied, Penis, Schwanz oder gar Zauberstab, es gibt viele Worte für das, was gerne auch als des Mannes bestes Stück bezeichnet wird. Das Theater an der Gumpendorfer Straße widmet dem Schniedel nun einen ganzen Abend. In Phalli soll jede falsche Schamhaftigkeit über Bord geworfen und endlich einmal Tacheles geredet werden.
Dorian Waller, Der Standard, 26. März 2010
So zumindest die Prämisse, wenn Autor Raoul Biltgen mit Christian Himmelbauer und Sven Kaschte die Bühne betritt. Die drei erzählen auch gleich frisch von der Prostata weg, was ihnen alles zu Beschaffenheit und Funktionsweise ihrer Zumpfis einfällt. Dabei erfährt man zwar in aufgeklärten Zeiten wie diesen kaum Neues, amüsant ist der pubertäre Matrazenlager-Smalltalk aber freilich schon. Zudem hält die Zuseher natürlich die Frage bei der Stange, ob und wann die Akteure auch im nonverbalen Sinne auspacken.
Bis es dazu kommt, sind aber schon einige erste verstörende Aussagen gefallen. Langsam wird klar, dass es hier um etwas ganz anderes als poppigen Aufklärungsunterricht geht. In den Biografien der vermeintlich sympathischen jungen Herren tauchen mehr und mehr Risse auf, ist von etwas zu freizügigen Eltern und immer gewalttätigeren Sexerlebnissen die Rede – bis sich die drei Freunde endgültig als völlig unreflektierte Ungustln entpuppen, aus denen die geballte Misogynie herausbricht. So bleibt dem Publikum das Lachen zusehends im Halse stecken, und auch für die drei Aufklärer endet der Abend schließlich anders, als sie es sich vorgestellt haben.“
zur Uraufführungsinszenierung durch die Plaisiranstalt
Auszug
…
S: Warum gibt es so viele Namen für Etwas, über das sich niemand zu reden traut?
M: Und das sind noch lange nicht alle.
S: Etwas, das zumindest die Hälfte der Menschheit hat.
L: Ohne das es die Menschheit gar nicht gäbe.
M: Auch nicht die andere Hälfte.
S: Und doch…
M: Niemand…
L: Nicht einmal die Männer…
M: Niemand…
L: Nicht einmal die Frauen.
M: Absolut Niemand…
S: Hat jemals ganz offen und ehrlich darüber gesprochen.
L: Und wir meinen jetzt nicht irgendwelches pseudo-medizinisches Geschwafel, wie man es in der Schule im Bio-Unterricht zu hören bekommt.
S: Oder diese möchtegern Sexualreports aus dem Fernsehen.
M: Klar, dort und auch woanders wird ständig über nichts anderes gesprochen. Heutzutage hat ja jeder ständig Schwanz im Mund, auf der Zunge, das Wort, das Wort Schwanz wird ständig in den Mund genommen, aber wer redet denn schon wirklich drüber.
L: Niemand.
M: Niemand sagt die Wahrheit.
L: Niemand sagt, was er hat.
M: Niemand zeigt, was er hat.
L: Also wird es höchste Zeit, dass wir Männer zu dem stehen, was wir haben.
S: Und deshalb reden wir über Schwänze.
L: Unsere und die im Allgemeinen.
S: Einen ganzen Abend lang.
M: So offen und ehrlich, wie noch nie jemand das zuvor getan hat.
L: Weil es keinen Grund gibt, nicht darüber zu reden.
M: Aber Hunderte, es doch zu tun.
S: Genau.
M: Und deshalb sitzen Sie hier.
L: Deshalb haben wir zu unserem kleinen Informationsabend geladen.
S, M und L: PHALLI.
Stille.
S: Also, dann fang ich mal an, oder? – Ja, ich fang an.
S stellt sich in die Mitte, öffnet die Hose und lässt sie auf die Knie rutschen. Er steht in Unterhose da.
S: Ich bin Linksträger, ich habe einen kleinen Schwanz, im hängenden Zustand sagen wir mal fünf Zentimeter, wenn’s hoch kommt. Wenn’s hoch kommt, im erigierten Zustand also, zwölf, das ist nicht viel, aber, wenn ich so richtig geil bin, bring ich es schon auch auf dreizehn, aber es gibt kleinere, das ist ganz klar. Eine Freundin hat mir mal gesagt, sie hatte einen, der hatte einen, der war nur sieben Zentimeter lang. Ich sagte nichts, bis sie meinte: Steif, sieben Zentimeter Maximum. Seither bin ich schon etwas beruhigter.
M: Ich jetzt?
…