Das tapfere Schneiderlein

Wer sagt, das Schneiderlein sei tapfer? 

Schlau, ja, vielleicht, doch wir wissen alle: Held:innen sind stark, Held:innen stellen sich den Herausforderungen, egal wie groß sie sind, ohne den Mut zu verlieren, ohne zu zögern, ohne lange nachzudenken. Held:innen sind keine Schneider:innen. Und schon gar keine Schneiderlein. Da ist es natürlich blöd, wenn alle Welt denkt, das Schneiderlein sei ein solcher Held – und dem Schneiderlein nichts anderes übrig bleibt, als genau dieser Held zu sein.

Oder geht es etwa auch anders?

Es ist die Geschichte des Schneiderleins, die erzählt wird, also kann das Schneiderlein seine Geschichte erzählen, wie es will. Ohne Helden, ohne Kämpfe, ohne sich-beweisen-müssen. Und dann können selbst die Riesen am Ende nette Riesen sein, statt sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.

Recht: Thomas Sessler Verlag

”Ausgehend von der Schneiderin wird einerseits der Held:innen-Mythos demontiert, es gelingt der Schneiderin aber auch die beiden Ries:innen von der Last ihres Böse-sein-müssens zu befreien. Moral von der Geschichte: Sei du selbst, mach das, wonach dir der Sinn steht und versuch dich nicht in eine von anderen vorgegebene Rolle hineindrängen zu lassen.”

Kinder, Jugend, Kultur und mehr, 29.11.23, zur Uraufführung am Dschungel Wien, Regie: Mira Stadler