Aloha!
Dreimal die gleiche Ausgangssituation, dreimal das selbe Ende. Oder doch nicht? Ist der Tod Yasmins ein Unfall, oder doch Mord?
Alter:
Jugendliche
Personen:
ab 4 Personen
7D, 2H
Dauer:
Abendfüllend
Uraufführung:
Mai 2005
Vorarlberger Landestheater Bregenz
Raoul Biltgens Theaterstück ALOHA! Eignet sich besonders für Jugendtheatergruppen oder Theaterclubs und wurde dadurch zu Raoul Biltgens meistinszeniertem Stück.
Neun Jugendliche verbringen einen Tag am Meer. Am nächsten Morgen sollen sie von einem Fischer wieder abgeholt werden. Sie richten sich am Strand ein, treiben ihre Späße und genießen ihr scheinbar sorgloses Dasein. Eine kleine Auseinandersetzung, ausgelöst durch Yasmin, trübt die unbeschwerte Stimmung. Kurz darauf geht sie ins Wasser. Einige der Mädchen folgen ihr, während der Rest der Gruppe am Strand bleibt. Eine Quallenattacke bereitet dem Vergnügen ein jähes Ende. Man hört hilfloses Schreien. Yasmin wird von ihren Freunden tot aus dem Wasser geborgen…
Raoul Biltgen zeigt drei scheinbar gleiche Episoden mit einem tragischen Ende. Jedes Mal wird das Objektiv schärfer gestellt, die brutale Wahrheit rückt näher.
Im ersten Bild wirkt alles relativ harmlos. Die Freunde treiben ihre eingespielten Späße, balgen ausgelassen herum. Unter den Mädchen, die sich in der Überzahl befinden, setzt ein erotisches Kräftemessen ein. Wer liebt hier eigentlich wen? Ein harmloser Streit bricht aus, Yasmin entzieht sich dem Spiel und will baden gehen. Unter übermütigem Gekicher wird sie von Lisa, Kathy, Anna und Sarah ins Wasser geschubst. Bald hören Uschi, Sophie; Flo und Csongor, die das bunte Treiben vom Strand aus beobachten, Hilfeschreie. Yasmin hat den Quallenüberfall nicht überlebt. Nach dem ersten Schock einigt man sich auf eine gemeinsame Aussage:
Niemand ist schuld, es gab keinen Streit, es war ein Unfall.
In der zweiten Version präsentiert sich die Gruppe in einer beinahe aufdringlichen Idylle. Alle lieben und helfen einander, kein Wölkchen trübt die zur Schau gestellte Harmonie. Yasmin durchbricht mit einer harmlosen Bemerkung die zwangsverordnete Harmonie. Sofort endet die penetrante Liebenswürdigkeit. Yasmin wird zum ”Abschuss” freigegeben. Man schickt sie mit ihrer Luftmatratze ins Wasser voraus. Von den Quallen wissen alle…
Naja, so ist es passiert. Es war ein Unfall. Und dabei haben wir uns so gut verstanden alle. Und wer konnte ahnen, dass es hier Quallen gibt? Und das gerade sie da rausschwimmen will. Das konnte niemand wissen…
Nach dem zweiten Bild meldet sich die “tote” Yasmin zu Wort und leitet die dritte, die wahre Version ein. Gleich zu Beginn herrscht ein aggressiver, feindseliger Umgang Alle Hüllen sind gefallen. Yasmin ist von Anfang an das Feindbild, steht außerhalb der Gruppe .Sie wird von allen in einem sarkastischen Ton behandelt. Keiner will sie hier haben, niemand will sie eingeladen haben. Eiskalt spitzt sich die Situation zu. In stummem Einvernehmen fasst die Gruppe einen brutalen Entschluss…
Wir sollten sie rausfischen.
Warum?
Damit es so aussieht, als ob wir sie gerettet hätten.
Das Stück erinnert an Yasmina Rezas “Dreimal Leben”, wo drei unterschiedliche Versionen einer Geschichte ein jeweils anderes Ende herbeiführen. Raoul Biltgen zeigt drei scheinbar gleiche Episoden, die jedesmal ein scheinbar gleiches Ende nehmen. Mit kleinen Veränderungen wiederholt sich in allen Bildern das Rollenschema der Figuren. Getarnt hinter harmlosem Geplänkel verbergen sich harte Konkurrenzkämpfe. Yasmin ist die Reizfigur in der Gruppe. Jedesmal entsteht ein Streit, der die Situation auf unterschiedliche Weise in die Katastrophe treibt. Von Bild zu Bild wird das Objektiv schärfer gestellt, die brutale Wahrheit rückt näher. Die Außenseiterin wird von der Mehrheit kaltblütig vernichtet.
Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag